15.06.2014, 16:00

Golden Pudel Club - Pudel Garden Live IX

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Live: Burnt Friedman & Jaki Liebezeit

Phuong-Dan, Superdefekt & Move D

Jaki Liebezeit gilt als einer der wichtigsten Trommler der Welt. Als Gründungsmitglied der legendären Gruppe Can spielte er 1968 bis 1978 Rhythmen wie kein anderer und nahm die Loops moderner Klubmusik um Jahre vorweg. Sein feiner Drum-Sound mit unvergleichlicher Präzision ist auf unzähligen Studioproduktionen zB. von Conny Plank bis Jah Wobble präsent. Die Möglichkeiten des normalen Schlagzeugs schienen ihm Anfang der 90iger Jahre allerdings ausgereizt. Liebezeit vollzog einen radikalen Bruch. Er begann damit, das Trommeln noch einmal neu und anders zu erfinden.

Liebezeit: "Deswegen habe ich inzwischen auch aufgegeben, das herkömmliche, das amerikanische Schlagzeug zu spielen, habe mich anders orientiert, und spiele einfach nur Trommeln. Es wird mir immer nachgesagt, dass ich so reduziert spiele, aber ich spiele nicht reduziert, ich lasse nur die unnötigen Dinge weg!"

Das Prinzip der Einfachheit machte er zum Kern seiner Trommelsprache und fand den Partner in der Umsetzung ist der für detail- und abwechslungsreiche Tracks bekannte Burnt Friedman. Weitgehend unbekannt und unveröffentlicht sind allerdings seine Aktivitäten von 1978 bis Mitte der 90iger als er zunächst jenseits von Elektronik als Trommler zu Musizieren begann. Ganz am Anfang stand das Herstellen des Instruments, als auch das Finden einer Spielmethode aus völliger Unkenntnis über Musik oder was das sein sollte. Alle Versuche einer ad hoc Komposition wurden vom ersten Ton an aufgenommen und konnte als Lernstoff benutzt werden.

"The two musicians have developed pioneering electronic-acoustic ritual music that employs uneven rhythms. On the strength of their craft and universal vocabulary they have consciously distanced themselves from the formulas of western European, or Anglo-American, music." ( secret rhythms press info )

Secret Rhythms

Angeblich wurde Paul Desmond durch die Geräusche einarmiger Banditen zu Take Five (mit Dave Brubeck) inspiriert: „It was the rhythm of the machine which influenced me, and I really only wrote the track to get the money back I lost that night.“

Obschon sich auch in der Jazzmusik Beispiele für krumme Rhythmen zB. bei Lennie Tristano bereits 1955 und bei Dave Brubeck 1959 finden, gibt es doch bis heute fundamentale Unterschiede im Verständnis. In westlicher Theorie manifestierten sich die Begriffe Down- und Off-Beat, Polymetrik oder Synkopen, die auf theoretische Inkonsequenzen hindeuten. Sie zeigen, dass dem westlichen Denken die Vorstellung eines einheitlichen, dynamischen Funktionsprinzips dieser Grooves fremd ist.
Wer Liebezeit beim Trommeln zuschaut, oder die Secret Rhythms Titel in ihrer Entwicklung verfolgt, kann verstehen, dass der rhythmische Ablauf nicht als linear voranschreitender, sondern kreisförmiger begriffen wird. Von einer sich wiederholenden, notwendig balancierten Körperbewegung abgeleitet, entspringt ihm jeder Impuls als gefühlter und nicht etwa notierter."

"If you find the way the energy wants to flow naturally, you don´t have to force it." Marko Rodin (scientist, vortex based mathematics)

Dieses formelhafte, in 2 Zeichen darstellbare, oder in einfache Zahlen übersetzbare Rhythmus-System kann man auch als Energieanordnung begreifen zu der man sich ( oder unendliche viele ) synchronisieren. Alle Instrumente ( hier Trommeln, Synthesizer und Sequenzen ) werden beim Spielen zur übergeordneten Bewegungsformel synchronisiert.

Burnt Friedman: "Würde ein Tänzer beim Tanzen über die einzelne Abfolge seiner Bewegungen nachdenken, würde er vermutlich stürzen. Ich glaube nicht, dass das sogenannte Gehirn den komplexen Ablauf "steuert", sondern die in den Körper eingegangene Anordnung im Sinne eines "First Order Embodiments" bewegt sich gemäss natürlicher Kräfte und erzeugt eine Schwingung: auch musikalisch eine aus der Wiederholung von Proportionen und Intervallen. Ob es gelingt, ob das Orchester oder die Band gemeinsam schwingt, hängt allerdings vom Horchen und der Routine der Musiker ab. Von einer tauben Maschine kann man das nicht erwarten, insofern ist der oft beanspruchte Vergleich von Jaki und einer Maschine nicht überzeugend. So wie ich es verstehe, wurde zu Can Zeiten ganz bewusst mit simplen, repititiven Grooves gespielt. Die Gruppe jammte or improvisierte nicht, sondern führte aus, was von einer musikalischen Struktur vorgegeben wurde. In der Absicht diese Figuren irgendwann wirklich gut spielen zu können, wurden sie überwiegend wiederholt. Was wir heute zum Beispiel auf den frühen Can Platten hören, sind die Protokolle eines Gruppenprozesses der nie zu Ende ging, oder eine Idee eines abgeschlossenen Stückes gehabt hätte. Es ist immer Raum geblieben, etwas in anderer Weise dazu zu spielen."

"Zwei jonglieren mit alten und neuen Partikeln, nehmen sich Zeit und schenken dem welche, der sich einlässt auf diese unaufgeregte Monotonie, die rauschhafte Entrückung ebenso in sich hat wie Dringlichkeit. Das ist archaisch und genau deswegen auf der Höhe der Zeit. Das lässt seine Kraft aus Ruhe wachsen, weil es aus dem Überangebot der Mittel etwas Eigenes destilliert. Diese Verteidigung von Individualität ist es, die die Dinge am Laufen hält. "(10, 2011 Thüringer Landeszeitung)

"For many Britons Jaki Liebezeit’s sound has remained the embodiment of a groove-oriented, trance-like, African attitude to rhythm.” (Der Tagesspiegel, Berlin)
"Fourth World jam, sensual and fluid." (The Wire)
"Their Secret Rhythms series has shown exactly how exquisite and sophisticated rhythm-led music can be, without ever settling into mere tastefulness."(The Arts Desk)
"There is nothing else out there that sounds quite like that." (Exystence)
"Secret Rhythms 5 is destined for cult success." (Data Transmission)
"...leidenschaftliche Mantras voller Dynamik und Energie." (Eclipsed)
"Alles wirkt wie eine unzertrennliche Einheit, ein unerschöpflicher Kosmos, der in Schönheit und Transzendenz gipfelt." (Faze)
"Friedman & Liebezeit bieten faszinierendste Beat-Science." (Glitterhouse)
"Es hat etwas Schamanisches und ist absolut kompatibel zu zeitgenössischer elektronischer Clubmusik." (Leipziger Volkszeitung)
"Stimulierende Experimente zu denen man sogar tanzen kann." (Schädelspalter)
"...ein Gefühl von einem Trip in andere Welten." (Jazzthing)

Jaki Liebezeit among the top 10 best drummers in SPIN magazine
http://www.spin.com/articles/best-drummers-list-alternative-music/?slide=95


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