27.05.2016, 21:00

Hafenklang - Golden Pudel präsentiert: Die Discothek unten am Hafen

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Golden Pudel präsentiert: Die Discothek unten am Hafen,
wo die grossen Schiffe schlafen ...
Live: Justus Köhncke
Live: Geneva Jacuzzi
JoneyJoney
Phuong Dan
Christian Weber
Der Plan war zu diesem Zeitpunkt schon wieder im frisch sanierten Pudel am St. Pauli Fischmarkt 27 zu feiern.
Nun also bei unseren Freunden vom Hafenklang e.V.
Auch schön … Wir freuen uns auf Justus seine °Momente° die er zusammen mit Gina Dorio of Cobra Killer fame live auführen wird. Dazu passt sehr gut die Kalifornische Prinzessin of LoFi Trash Disco Pop: Geneva Jacuzzi, die schon des öfteren den Pudel Club in den letzten Jahren besuchte. Ua. als Member des durchgeknallten °Ariel Pink Tour Circus°.

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JUSTUS KÖHNCKE – AN ALLE ep … Soon !!!

Superjustus-Hau(t/n)-ologie:

Draußen geistert der Karneval, im dem auch die auf diesem kleinen Album versammelten Songs oft herüberwehen aus der modernen Traditionsgaststätte Ecke Sehnsucht & Übergriffigkeit. Hier will keiner eine Armlänge Abstand, wenn der Künstler hautnah an sein Publikum herantritt. (Den Sticker mit diesem Motto hat Justus von Howard Carpendale entlehnt, der damit irgendwann in den Achtzigern eins seiner Alben bekleben ließ, und zwar von einem damals noch armen Mitglied der Band Trio.)

Wir nennen sowas DOOFE MUSIK. Im Jahr 2014 gab es unter der Ägide von Detlef Diederichsen im Berliner Haus der Kulturen der Welt einen dreitägigen Kongress zu diesem Thema, zu dem Justus gerufen wurde, weil er selbst (begonnen bei „Was ist Musik“) lupenreine Schlager verfassen kann, die, im Gegensatz zu den meisten anderen Bemühungen in diese Richtung, fast das Prädikat „ehrlich“ verdienen, und andererseits souverän bei jeder sich bietenden Gelegenheit auch internationale Gefühlsmucke entscheußlicht beziehungsweise kühn adaptiert.

Für das Konzert auf dem Kongress bot sich damals „Nachts, wenn alles schläft“ an, eine Kollaboration mit dem Chor des HKW und Barbara Morgenstern, die schon länger darauf wartete, aufzusteigen und zu scheinen, wie es sich gehört, im Original ein Hit für Howard Carpendale in den späten 1970ern. Justus dazu: „Die beste Nummer, die er je aufnehmen durfte (natürlich von den bekannten Vollprofis geschrieben). Drama und Loop - harmonisch eine pure Loopkomposition wie so viele gute Poptitel - steigern sich ins unermessliche. `Der, dem Du gehörst, zu dem gehörst Du nicht / weil: das was du fühlst, einfach dagegen spricht!` - so geht Ehebruch“. Zitat Ende. Justus geht hier nicht zu dem Mann, der für jeden Fan die gleiche Menge gereizt-gelassener Zuwendung bereithält, der „wahnsinnig gut aussieht“ mit seinen blonden Hängebacken, er geht gleich zum Loop, er geht dahin, wo die Musik spielt. Na, geht doch.

Der Schlager beziehungsweise die internationale Gefühlsmucke ist nicht einfach DOOFE Musik, sondern Musik, die von den Menschen, die sie hören, dümmer gemacht wird, als sie unbedingt sein müsste. Ein paar Shortcuts führen dahin wo das Gute schläft, und hier ist Justus die personifizierte Angstlöse, der verlässliche Führer.

EIN RISS IN MEINER NÜCHTERNHEIT

Tanita Tikaram hatte 1988, mit 19, ihren einzigen grossen Hit in Europa mit „Twist In My Sobriety“. Justus: „Mit Gina D’Orio, of Cobra Killer fame, habe ich eine Eindeutschung aufgenommen als Duett. Die schönste Textzeile „...nur ein Statist in meiner Wirklichkeit“ ist von ihr.“ Adelt alles an diesem impertinenten Liedchen, von dem ich immer dachte, es sei nur für krankhaft patente Frauen, die auch auch mal desillusionierter sein wollen, als sie es alleine fertigbringen. Das Cover von „Twist“ bringt Justus endlich auf die entsprechende Wikipediaseite und zum Ruhm.

STIMMEN IM WIND

O-Ton Justus: „Juliane Werding hatte ein Kinderstarproblem mit dem Drogenwarner „Conny Kramer“, gebar dann aber mit geradezu bowiehafter Selbstheilungskraft in den 80ern die große Idee, Musik für unglückliche, gutsituierte Hausfrauen zu erstellen. Es wird immer gestorben, was das Zeug hält. Am poetischsten: „Stimmen Im Wind“. Da ich mit Handlungen, auch bei Filmen, immer schlecht bin, habe ich erst beim ersten Take meines Gesangs kapiert, wovon das Lied handelt (ihr Matrose ist ersoffen und sie schaut aufs Meer, allein). Ergebnis: Abbruch und kleiner Weinkrampf.“

Justus kann einfach Gefühl. Wie ein Gerät, das Wasser aus Luft destillieren kann, destilliert er aus Rührseligkeit echten Menschentod, der einen in der Seele trifft und der beweint werden darf, ohne dass es nachschunkelt.
Ich habe dem nur diesen Link hinzuzufügen, da wird alles gesagt.

Stimmen im Wind: http://www.musikexpress.de/juliane-werding-hat-mein-leben- veraendert-158957/

EIN STERN, DER DEINEN NAMEN TRÄGT

Justus: „Kein Kommentar. Die erfolgreichste Single 2008 in Deutschlandösterreichschweiz, die schlimmste Pest seit „Anton aus Tirol“, musste dringend in ein anderes, weniger populistisches Musikgewand, damit dieser entwaffnend wesentliche und wunderbar einfache Text mal zur Geltung kommt.“ Was soll ich sagen? Diese Allzweckwaffe des neuen deutschen Gaudiburschentums, dieses seelenvernichtende Sommermärchen that just won ́t quit - Justus singt es mit seiner so weichen, schönen Nichtstimme so, wie ich es auch meinen Kindern an der Wiege vorsingen würde. Gespenstisch.

DER HERZEN-KAPITÄN

Die einzige Auslassung, für die ich dankbar bin, das Stück, vor dem ich mein Herz verschließe, ist „Silly Love Songs“, das eklatanteste Beispiel für die Verschwörung zur Dummheit zwischen Songschreiber und Publikum, die darin besteht, absichtlichen Demenzterror bei einem, der die Welt sonst mit songschreiberischer Kompetenz zuscheißt, entzückend und kein bisschen verlogen und patronisierend zu finden. Einfach nicht zu retten.

Dafür (wieder O-Ton-Justus) kommt etwas viel geileres, nämlich die 80er-Pest „Captain Of Her Heart“ als elektronische Wolke auf deutsch: „Der Herzen-Kapitän“. Das Geile ist, dass ich das hier unten in der Isolation mit René Tinner, dem Originalproducer von DOUBLE dereinst 1984 im Canstudio Weilerswist (die waren #4 in USA und badeten im Geld) aufnehme. Wirklich ein unterschätztes melancholisches Meisterwerk, wie ich finde. Ja, war das ein kleiner Widerling, ein kühles Dandy-Flair verkörpern wollen aber dann penetrant die Sitzheizung laufen lassen ... Bis jetzt nur die Musik gehört und bewundernd den Text gelesen, habe aber schon jetzt festgestellt, dass Justus wie so oft genau die Geräusche und Effekte rettet und zusammenbringt, für die ich ein besonderes Faible habe, aller Impertinenz entkleidet. Ja, Justus, und der Gesang wird sahnen.

Ist das neu? Ist das zeitgenössisch? Ist das radikal genug? Ich weiß es nicht. Wir werden es alle mitsingen, ohne zu lachen.

Clara Drechsler, Köln, 2016


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Geneva Jacuzzi (born Geneva Garvin) is a Los Angeles-based visual artist, musician, composer, and playwright who is known for her synth-driven bedroom pop recordings, theatrical stage performances, and retro-style video art. She has honed a blithe and cryptic wit filled with telling people what to do, body-motional detachment, bodiless baby traffic directing, humanoid furniture, nonsense, puns, mime control, that's-not-what-i-meant-aphors, and double le mas-tendres.

Since the early 2,000's Jacuzzi has developed a cult following after self releasing multiple albums of analog 8-track cassette home recordings. Her lyrics describe blood being thrown onto fire, clown-like machines in search of sadness and the raging monologues of future/past elemental beings. Her videos and live performances portray the story of a once abundant Self being shattered into a variety of other personas, all being played by Jacuzzi, and all cannibalizing-commodifying their rape revenge upon the idea of an original Self which is now lost if not mythical, somewhere in the Islands of the Jacuzzi.

In 2011, Jacuzzi, teaming up with long time muse and playwright, Casey Obelisk, began her latest project titled “Dark Ages” which pulls together most of her past and present work into an epic multimedia art project. Functioning as a play, Part I was presented in the form of a music video montage and Vice Magazine editorial takeover which introduced the concept of the broken Creation Myth Feedback Loop (the CMFL) - the current episode being the primordial origin of Julie Zygote, a sort of edenic sacrificial alter-ego of Jacuzzi. Since then, scenes from the play have been presented in the form of video, Installation, sound recording, sculpture, and performance. Live performances have been staged in multiple venues in over 20 countries across the globe.

Initially, Jacuzzi formed a number of mysterious and fleeting bands (Hot Pajamas, Sex Carpet, etc.). Then, from 2004-2007, she fronted the band The Bubonic Plague, an influential cult favorite in LA’s Echo Park district. She also played in bands including Ariel Pink’s Haunted Graffiti (2006-2008), Super Creep, Vibe Central, etc.. By 2010, she debuted her first album, “Lamaze” on Vinyl International, a collection of songs taken from previous unofficial releases. All of the Jacuzzi/Bubonic Plague recordings were written, played and produced by Geneva herself. Her archive of music consists of over 400 songs, most of which have never been released.

At the present, more episodes of the “Dark Ages” series along with shows and new music are currently in the works. Her hope is to run over many a body with the car service of her Self, with no accidents, and to not know where she’s going.

http://genevajacuzzi.com